bachelorarbeit

serching charles bonnet

ein selbstexperiment visueller deprivation

einleitung

Diese Arbeit besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: einem Selbsterfahrungsexperiment, der künstlerischen Umsetzung und der schriftlichen Zusammenfassung.

Für das Selbsterfahrungsexperiment lebte ich 84 Stunden ohne Lichteinflüsse auf meiner Netzhaut. Dies ermöglichte mir eine selbstgebastelte Verdunkelungs-Brille.
Die künstlerische Umsetzung des Erlebten erfolgte durch eine Videoinstallation, mit der ich den Betrachter*innen meine Selbsterfahrung während der sensorische Deprivation vermittle.

Im schriftlichen Teil setze ich mich mit Wahrnehmung und Wahrnehmungsveränderung auseinander, die durch Beispiele von Deprivation im künstlerischen Kontext ergänzt werden. In einem eigenen Kapitel beleuchte ich das Selbsterfahrungsexperiment. Von den Vorbereitungen, der Recherche, dem Ablauf und des Erlebten hin, bis zu meinem Erkenntnisgewinn. Außerdem beleuchte ich die künstlerische und technische Umsetzung.

Meine Motivation als visueller Gestalter war es durch den bewussten Entzug visueller 
Reize einen neuen Zugang zu meiner Wahrnehmung zu gewinnen. Mich bewusst mit meinen inneren Bildern und meiner visuellen Vorstellungskraft auseinander zu setzen. Meine verbleibenden Sinne neu zu entdecken und zu erfahren. Ein Gespür dafür zu bekommen, wie wichtig visuelle Wahrnehmung für mein Leben ist und wie sehr sie es bereichert. 
Ich wollte aber auch am eigenen Leib erfahren, wie es sich wohl anfühlen muss, wenn sich einem plötzlich die visuell wahrgenommene Welt verschließt.

Durch diese leiblichen Erfahrungen ist ein großer Teil dieser Arbeit in sehr persönlicher Schreibweise verfasst. Dies erschien mir notwendig, um den Leser*innen das Erfahrene und Erlebte besser zu vermitteln.

abstract

»Der Mensch glaubt die Welt selbst mit Schönheit überhäuft –
er vergisst sich als deren Ursache«

Friedrich Nietsche 1889

Die von mir wahrgenommene Welt ist die Summe meiner Erfahrungen und meiner Eindrücke. Für diese Bachelorarbeit habe ich die Methodik des Selbstexperiments, der Perzeptiven Deprivation gewählt, um so einen neuen Zugang zu meiner Wahrnehmung gewinnen zu können. Mit diesem Experiment habe ich mich jeglicher Form von objektivem Erkennen und der Dominanz des Sehens im Erkenntnisgewinn entzogen. Aus einer stark optizentrischen Welt habe ich mich durch das bewusste Entziehen meiner visuellen Wahrnehmung in die Terra incognita gewagt. In eine Welt, die alleine durch meine Phantasie an Gestalt gewann. Der Hauptteil meines Selbstexperiments waren 84 Stunden ohne Lichteinflüsse auf meiner Netzhaut. Dies ermöglichte mir eine selbstgebastelte Verdunkelungs-Brille. In dieser Zeit habe ich, so weit es durchführbar war, meinen Alltag gelebt und neu erfahren.
Durch die Notwendigkeit die bekannte visuelle Welt imaginieren zu müssen, habe ich einen neuen Zugang zu meiner Wahrnehmung gefunden. In den unendlichen Weiten der Dunkelheit habe ich durch meine Imagination eine neue, unbekannte Welt entdeckt und geformt. Bei diesem Selbstexperiment habe ich Pseudohalluzinationen erlebt, welche als Charles-Bonet-Symptom bezeichnet werden.

Diese leiblichen und sinnlichen Erfahrungen habe ich in einer Videoinstallation zusammen getragen. Diese vermittelt zwischen der visuellen Welt und meiner Imagination davon. Es sind aber auch Zeichnungen und Fotografien entstanden, welche einen stark experimentellen Charakter haben und so Zeugnisse meiner veränderten Wahrnehmung wurden. Präsentiert werden diese Arbeiten als Installation im Zuge meiner Bachelorprüfung, an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz an der Donau.

das experiment

Die Vorbereitungen
Wie kann ich das Unvorhersehbare vorhersehen vor Allem, wenn ich nicht mehr sehen kann? Intensive Vorbereitungen und etliche Testläufe waren notwendig, um dieses Projekt umsetzen zu können.
Meine Vorbereitungen bestanden im Wesentlichen aus vier Teilen:
Recherche, Brille basteln und testen, Wohnungsvorbereitungen und Bezugspersonen

Recherche
Neben den schon genannten Kunstschaffenden, welche freiwillig Deprivation als Kreativitätstechnik einsetzten, habe ich mich auch intensiv mit Kunstschaffenden beschäftigt, welche vom Schicksal einer Erblindung heimgesucht wurden.
Ein inspirierendes und schönes Beispiel ist der Film »Shot in the Dark« (2016) von Frank Amann. In diesem Film portraitiert er das Schaffen von Pete Eckert, Bruce Hall und Sonia Soberats, die trotz ihrer Erblindung fotografieren. Es ist faszinierend für mich mit welcher Hingabe erblindete Menschen Werke schaffen, die sie nie sehen werden. Der Stil und die Ästhetik ist bei allen Dreien einzigartig und außerdem sehr bewegend für mich. Sonia Soberats zum Beispiel hat mich auch durch ihre Arbeitsweise fasziniert. Sie tappt nicht im Dunklen, ganz im Gegenteil: ihre Vorgehensweisen sind bestimmt, geplant und folgen einem klaren Konzept.
Dies ist aber nur ein kleiner Auszug von Menschen, die ohne zu sehen, eine Möglichkeit gefunden haben, sich bildlich auszudrücken.
Es ist offensichtlich kein Widerspruch, wenn blinde Menschen visuelle Kunst schaffen.
»Weil du sehen kannst, nutzt du deine Sinne und deine Fantasie nicht in vollem Umfang. Du gibst dich zu schnell zufrieden«, sagte Sonia Soberats während Dreharbeiten zu Frank Amann und ergänzte: »Die Vorstellungskraft der Sehenden bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück«.

Um eine bessere Ahnung vom Leben in der Dunkelheit zu bekommen, habe ich Kontakt mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband (BSVOÖ) aufgenommen und wir haben uns in Gesprächen ausgetauscht. Ich hatte Anfangs ein wenig Angst und war mir sehr unsicher, wie blinde Menschen die Idee zu meinem Projekt aufnehmen. Sie wurde jedoch freudig überrascht angenommen. In sehr offenen und wirklich humorvollen Gesprächen wurde ich in meinem Vorhaben sehr bestärkt. Es gab kein Unverständnis sondern Zuspruch zu meinem Experiment, weil solche Selbstexperimente auch dazu beitragen, eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, wie es ist blind zu sein. Der BSVOÖ bietet auch viele Informationen und Workshops an.

Es gab auch sehr praktische Inputs, durch die ich auf potenzielle Gefahren hingewiesen wurde, wie es zum Beispiel, dass es zu Gleichgewichtsstörungen kommen könne. Außerdem solle ich mich vor Stufen, Kanten, Ecken und weitere Risiken in Acht nehmen. Sie erklärten mir im Weiteren wie mühsam und zeitaufwendig es ist, sich das erste Mal ohne Sehsinn in einer stark optizentrischen Welt selbstständig zurechtzufinden.

Ich möchte mich hier ganz herzlich beim BSVOÖ für die freundliche Unterstützung bedanken.

Verdunkelungs-Brille
Anfangs wollte ich die Verdunkelungs-Brille so klein wie möglich halten, da ich sie über eine so lange Dauer tragen musste. Mein erster Versuch basierte auf einer Schwimmbrille. Diese konnte ich zwar gut abdichten, aber durch die zu geringe Größe verrutschte sie oft und es drangen Lichtstrahlen durch. Am Ende bin ich bei einer Skibrille gelandet, die durch ihre Größe das gewünschte Ergebnis erzielte. Außerdem war sie bequemer.
Um wirklich keine Unterschiede mehr in der Helligkeit beurteilen zu können, brauchte ich aber ein paar Testläufe. Für diese muss man sich meiner Erfahrung nach Zeit lassen, da die Augen eine gewisse Zeit brauchen, um sich auf Nuancen in der Dunkelheit einzustellen. Zeit braucht es auch um den Tragekomfort und die Alltagstauglichkeit, wie etwa beim Essen, beurteilen zu können. Es war auch wichtig die Verdunkelungs-Brille im direkten Sonnenlicht zu testen. In geschlossen Räumen ist es relativ leicht, die niedrige Lichtintensität auszuschließen. Mit schier unzähligen Schichten von Gewebeband in Kombination mit einem Schlauchtuch, konnte ich die Brille so weit abdichten, dass ich keine Helligkeitsunterschiede mehr wahrnehmen konnte.
Mit dieser Konstruktion konnte ich den Stand der Sonne nur mehr über meine Haut, jedoch nicht mehr über meine Augen wahrnehmen.

Wohnungsvorbereitungen
Neben allgemeiner Ordnung in unserer Wohngemeinschaft in einer Altbauwohnung im dritten Stockwerk habe ich Hindernisse, so weit es unser Alltag zulies, verräumt und mir, so gut wie möglich, Gegenstände und Distanzen eingeprägt. Um schnell von meinem Zimmer, durch unser doch sehr großes Wohnzimmer zu gelangen, habe ich eine Schnur gespannt. Um in der Nacht nicht mit der Brille schlafen zu müssen, habe ich in meinem Zimmer die Fenster und Türen mit Bühnenvorhängen abgedichtet und alle elektronischen Geräte herausgestellt. Ähnlich wie bei der Brille waren etliche Probeläufe notwendig, bis kein Licht mehr in den Raum eintrat. Das gleiche galt für das Badezimmer. Wenn dieses nicht ganz abgedunkelt gewesen wäre, wäre es mir nicht möglich gewesen mein Gesicht zu waschen.
Um künstlerisch tätig sein zu können, habe ich einiges an Papier, Farben und weiteren Malbedarf, eine Fotokamera und ein Stativ für Selbstportraits sowie Videoaufnahmen vorbereitet. Hier war es wichtig, sich alle Arbeitsgeräte gut einzuprägen. Als Beispiel: Für Tonaufnahmen habe ich ein digitales Audioaufnahmegerät benutzt. Dieses, ohne visuelles Feedback zu bedienen, musste ich erst lernen. Bei meiner Fotokamera, die mir vertrauter ist, war es um einiges leichter.

Bezugspersonen
Ich wusste, dass ich dieses Projekt nicht ohne Hilfe umsetzten kann. Um den Alltag leben zu können, war es mir wichtig, nicht die ganze Zeit in der Wohnung fest zu sitzen. Mich in der großen weiten Welt ohne Augenlicht alleine zu bewegen, wäre für mich nicht möglich gewesen. Das Gehen mit dem Blindenstock zum Beispiel, hätte ich in so schneller Zeit nicht lernen können. Ich hatte Glück und wurde von meiner Wohngemeinschaft, Nachbarinnen und Freundinnen freundlich unterstützt. Mit meinen Unterstützer*innen habe ich im Vorfeld einen Stundenplan erstellt. Dieser beinhaltete Aktivitäten wie essen, spazieren gehen, Workshops besuchen und vieles mehr. Wir haben aber auch darauf geachtet, dass ich regelmäßig besucht werde und nachgefragt wird, ob ich etwas brauche. Außerdem, dass ich Stunden für mich alleine habe. Ich habe mich immer sehr über Gesellschaft gefreut, alleine in der Dunkelheit gefangen zu sein, war für mich schwer. Einsam in der Finsternis werden die Stunden sehr lange und haben oft eine tiefe Beklommenheit ausgelöst, die ich jetzt jedoch trotzdem nicht missen möchte.

Hier möchte ich mich bei allen Unterstützer*innen von ganzem Herzen bedanken.

Persönliches Protokoll der Dunkelphase
Das persönliche Protokoll soll einen Überblick über die Geschehnisse in den 84 Stunden der visuellen Deprivation geben. Dies spiegelt sich auch in meiner sehr persönlichen Schreibweise wieder. Ich habe diese Zeit in Blöcke eingeteilt, in denen ich die Aktivitäten beschreibe, aber auch auf meine Erfahrungen und Emotionen eingehe, welche sehr persönlich waren.

Die ersten 24 Stunden
Am 12. Februar um 21:00 setzte ich mir die Brille auf und startete somit das Projekt. Ich schlief diese Nacht bewusst das erste Mal in absoluter Finsternis.
Der nächste Morgen startete mit kurzer Orientierungslosigkeit. Danach setzte ich meine Brille auf und wagte mich aus meinem Zimmer. »Hallo, ist wer da?« Ungewissheit aber auch Spannung und Freude. Meine beiden Mitbewohner empfangen mich am Frühstückstisch. Ich bin so froh Stimmen zu hören. Essen macht von Anfang an richtig Spaß. Alles ist ein Abenteuer. Außerdem ist gute Stimmung. Durch mein skurriles Auftreten und mein ungeschicktes Verhalten, lockere ich den Vormittag auf. Nach dem Essen werde ich alleine gelassen. Ich bitte meine Mitbewohner mir Beschallung einzuschalten. Ich haben ein Tablet, dieses kann ich aber blind nicht bedienen, da ich mich mit Sprachsteuerungen nicht beschäftigen wollte. Ein sehr interessanter Vortrag ist nun vorbei und ich habe jede Silbe aufgesogen. Ich muss schon lange auf das Klo, aber da ich das Tablet nicht bedienen kann, muss ich bis zum Schluss warten und ich sehe keine Möglichkeit auf Pause zu drücken. Stille, Dunkelheit und sonst nichts. Ich taste mich in der Wohnung umher und beginne zu malen. Die Zeit vergeht nicht und es wird schnell langweilig. Ich habe mich mit einem Freund verabredet und ich warte. Es läutet und ich bin so froh endlich wieder einen Menschen bei mir zu haben. Ich vertraue ihm blind und freue mich rauszukommen. Bis zur Straße taste ich mich durch das Haus. Danach hänge ich mich bei ihm ein und lasse mich von ihm führen. Als Erstes heben wir Geld ab. Den Bankomaten zu bedienen ist anstrengend und zermürbend. Es überkommt mich wieder ein Gefühl von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein. Danach gehen wir in ein Kaffeehaus, welches mir bekannt ist. Die Kellnerin kennt mich vom Sehen, aber ohne Sehsinn schaffe ich es nicht, sie einzuordnen. Um mich endgültig aus meiner Komfortzone zu bewegen, gehen wir in ein mir fremdes Lokal essen. Das Essen bietet mir viele unterschiedliche Geschmäcker. Es ist spannend, aber ich bin so überfordert mit Allem, was um mich herum passiert, dass ich nie wirklich konzentriert bin. Da ich noch nie in diesem Lokal war, ist es total schwierig für mich, mich zurecht zu finden. Ich versuche mir einen Raum vorzustellen, aber ich schaffe es nicht. Visuell nehme ich nur das Eigenrauschen wahr. Die Wahrnehmung der Akustik wird schon viel intensiver und ich beginne den Kopf kaum mehr zu bewegen, da ich mich so besser verorten kann. Ich spüre, dass ich beobachtet werde und obwohl ich mich verbal über das Umfeld austauschen kann, ist es mir fast ein wenig unheimlich.
Als nächste Sensation gehen wir in den Neuen Dom. Von seinem riesigen Innenraum werde ich schnell aufgesogen. Die Akustik und Haptik sind ein Erlebnis für mich, welches ich in der Ruhe und Abgeschiedenheit zur Straße richtig geniessen kann. Durch den, für mich typischen Geruch in Kirchen, fällt es mir viel leichter, mir die Umgebung vorzustellen.
Um richtig etwas zu erleben, machen wir uns auf den Weg in die KAPU, eine Bar und Kulturverein in Linz. Ich will einen DIY! Workshop besuchen. Buttons machen, zeichnen, nähen und vieles mehr wird angeboten. Auf halbem Weg mache ich mein erstes Fotoshooting, ohne die visuelle Welt wahrzunehmen. Es macht klick, aber ich werde es erst viele Stunden später erfahren, was ich da eigentlich wirklich eingestellt und eingefangen habe. Die Orientierung verlier ich zwischendurch immer mal, aber ich fühle mich neben Autos, Radfahrerinnen und Fußgängerinnen recht wohl und wir kommen gut in der KAPU an. Meine Begleitung gibt mir viel Geborgenheit und ermutigt mich alleine rumzulaufen. Ich glaube auch, dass es anstrengend mit mir ist. Ich bin so hilfsbedürftig und frage ihm ständig ein Loch in den Bauch. Ich genieße mein kleines Abenteuer und auch das Alleinsein. Nach langem Tasten finde ich in den ersten Stock und höre mir bekannte Stimmen im Büro. Ich werde kurz übermütig und laufe in einen Drehsessel. Der Schock lässt mich total die Orientierung verlieren. Mit Hilfe komme ich wieder auf den richtigen Weg. Jetzt bin ich erstmal erschöpft, ertaste den Weg zur Couch und muss mich erst einmal erholen. Meine ersten Gespräche: alle fragen das Gleiche, alle sind amüsiert. Nach einer Weile gehe ich zum Workshop.
Als erstes mache ich Anstecker, sogenannte Buttons. Ich zeichne meine eigenen Buttonvorlagen. Alle beobachten mich und ich höre die Menschen über mich reden, merke wie sie mich anstarren, aber sehe selbst nichts. Danach geht es zur Button-Maschine. Die Maschine mit ihren Geräuschen macht mir erst Angst. Ich drücke Hebel, die ich nicht sehe und bin nach jedem Drücken froh, noch alle Finger zu haben. Nun aber zu wirklich schwierigen Aufgaben: Ich gehe zur Nähstation und fange an mit sehr viel Hilfe, einen Aufnäher auf meine Jacke zu nähen. Ich bin halbwegs verplant, habe schon lange nicht mehr genäht, aber die Maschine und der Stoff sowie die Naht sind sehr gut zu greifen und ich kann mich gut orientieren. Nach den vielen Erlebnissen der ersten Stunden, bin ich richtig erschöpft und schlafe wie ein kleines Kind.
Meine ersten 24h sind vorüber, ich bin froh über den Tag und auch motiviert weiter zu machen.

Die zweiten 24 Stunden
Aufstehen und Ankleiden fühlt sich schon irgendwie normal an. Meine Mitbewohner machen mir wieder Frühstück. Nach dem Frühstück bin ich alleine und fühle mich wie in einem finsteren Tal. Die Zeit vergeht nicht, es sind viele Gedanken, die aufkommen, aber irgendwie kann ich es nicht wirklich geniessen. Es läutet, ich taste mich zur Tür. Endlich kommen meine Unterstützer*innen. Wir albern herum, philosophieren und malen ein wenig. Ich probiere Schönschreibübungen. Diese ermüden mich derartig, dass wir danach gleich wieder Kaffee trinken müssen, den ich schon selbst zubereiten kann. Meine Tollpatschigkeit und Auftreten amüsiert alle und die Stimmung ist gut. In Gesellschaft und mit Unterhaltung verfliegt die Zeit wie im Flug. Mein Körper ist nur auf eine ungewohnte Art und Weise aufmerksam, was mich ermüdet. Ich ziehe mich zurück und schlafe ein wenig.
Am Abend ist einer meiner Mitbewohner so freundlich und nimmt mich mit auf die DO! – Demonstration. Ich habe eigentlich keine Angst, es sind immer friedliche Kundgebungen und bei dieser ist weder von der Polizei noch von den Demonstrierenden ein eskalatives Verhalten zu erwarten. Doch es sind so viele Gerüche und Stimmen. Ich halte es nur vom Martin Luther Platz bis zum Hauptplatz aus. Ich renne sehr oft in Menschen und fühle mich wirklich unwohl, jedoch fange ich an Schatten zu sehen. Wie in einer Art Vogelperspektive blicke ich schräg nach vorn, Menschen tauchen vor mir als Schatten auf. Weshalb sehe ich sie nicht, sondern nur ihre Schatten? Eine Armee aus Schatten zieht die Landstraße runter und ich schiebe mich irgendwie durch. Ich halte meinen Kopf immer so als würde ich geradeaus schauen, er bleibt nach vorn gerichtet. Ich probiere ständig eine Art Landkarte zu bauen, um mich sicher durch die Strasse zu bewegen. Sobald ich meinen Kopf bewege, muss ich mir die Umgebung erneut in einem neuen Winkel aufbauen. Die Sehrichtung, welche sonst meine Wahrnehmung der Umwelt prägt, ist auch in meiner Vorstellung verankert. Ich versuche einfach loszulassen, aber so richtig geniessen kann ich es nicht. Es wird mir viel zu viel: Sprechchöre, Trillerpfeifen, Sirenen und Gespräche, alles verschwimmt und ich kann mich nicht mehr fokussieren. Mein Kopf ist derart angestrengt, dass ich am Hauptplatz, geführt von meinem Mitbewohner, den schnellsten Weg nach Hause einschlage. Er setzt mich an der Eingangstüre ab. Ich taste mich in den dritten Stock und fühle mich ohne Gesellschaft erstmal wohl, auch weil ich es ohne Hilfe geschafft habe.
In der Wohnung wird mir jedoch extrem langweilig. Ich bin wieder alleine, nach dem Erlebten auf der Demonstration, ist es nun noch schwerer für mich. Um nicht den Verstand zu verlieren, gehe ich alleine in den Keller. Ich taste so lange herum, bis ich meine Djembe finde.
Ich schleife sie in die Mitte vom Keller, wo ich, aufgrund des Gewölbes, die beste Akustik habe und spiele darauf los. Ich bin entzückt und in meinem Kopf sehe ich förmlich die Schallwellen durch den Raum ziehen. Es entstehen wage und schwer beschreibbare Bilder in meinem Kopf. Trotzdem war ich selten so verwoben mit dem Klang meiner Djembe. Ich spiele bis mir die Hände schmerzen. Danach taste ich mich wieder in mein dunkles Kämmerchen, bin alleine und komme mir sehr einsam vor. Endlich im Bett, kann ich meine Brille runter nehmen.
Ich schlafe tief und fest. Erneut wache ich im Dunklen auf. Es is schon mehr Routine, aber es fehlt mir doch ganz klar an Feedback. Es gibt nichts, keine Uhrzeit, keine Sonne und keine Färbung des Himmels. Alles ist einfach nur schwarz. Obwohl das Schwarz schon sehr viel mehr Nuancen hat, als zu Beginn des Experiments.

Die dritten 24 Stunden
Ich bin den Vormittag alleine und niemand macht mir Frühstück, fragt mich wie es mir geht, ob ich etwas brauche. Tja, Kaffe machen kann ich schon, was ohne zu sehen sehr aufwendig ist und so vergeude ich viel Zeit. Im Badezimmer bin ich auch nicht der Schnellste. Ich gehe das erste Mal blind baden. Ohne zu sehen habe ich das Gefühl, dass die Badewanne isoliert in einer Welt, die endlos und leer ist, steht. Ich sehe mich aus einer erhöhten Perspektive in der Wanne sitzen, umgeben von endloser Dunkelheit.
Nach dem Baden gehe ich entlang der Schnur zurück in mein Zimmer und kleide mich an. Kann aber nicht sagen, was ich trage. Eigentlich auch sehr befreiend, all diese Oberflächlichkeiten nicht mitzubekommen. Ich freue mich schon wieder auf Menschen zu treffen, die ich noch nicht kenne und mit ihnen so von Angesicht zu Angesicht zu reden. Zu einem gewissen Grad, würde ich behaupten, ist man weniger anfällig für Vorurteile, wenn man den visuellen Aspekt ausser Acht lässt. Die Welt der Marken, Werbung und Logos habe ich total ausgeblendet, da ich sie ja auch nicht wahrnehmen kann. Ich bin viel aufmerksamer beim Zuhören. Ich bin lange alleine und irgendwie zermürbt es mich langsam. Die Brille nervt mich schon. Soll ich einfach mal bei den Nachbarn läuten? Ich mag raus, fange schon an wie in Trance zu singen und bin mir nun nicht mehr sicher, ob ich es nicht übertrieben habe. Bei Experimenten mit Weisser Folter sind die meisten Menschen nach 72 Stunden gebrochen. Hilflosigkeit, das Gefühl von Isolation. Habe ich eine Linie übertreten? Bin ich jetzt wahnsinnig oder verrückt? Habe ich womöglich das Sehen verlernt? Ich möchte schreien, mir diese verdammte Brille runter reißen. Ich mag ein Eis. Ich bin wirklich am Ende. Es läutet, endlich kommt meine Verabredung und holt mich ab. Ich freue mich, es ist großartig. Wir packen Filmkamera und Picknickkorb ein und gehen an die Donau. Juhu, spielen. Ich geniesse die Weiten an der Lende und laufe viel umher, versuche mir einfach mal blind zu vertrauen. Es ist großartig betreut zu werden und ich kann mich so voller Mut ausprobieren. Es entstehen an diesem Tag die intensivsten Trugbilder. Ich sehe mittlerweile Konturen viel klarer. Menschen nehme ich als Schatten wahr und beobachte alles aus einer erhöhten Perspektive – kann mir quasi beim Spielen zu schauen. Ich gehe am Gehsteig und sehe wie Löwenzahnblumen unter meinen Beinen aus dem Asphalt herausschießen. Sie blühen auf und zeitgleich reissen sie den Asphalt weiter und immer weiter auf. Oh Yeah! Charles Bonet hatte Recht: nüchtern, am helllichten Tage eine solch farbenprächtige und detaillierte Pseudo-Halluzination zu haben, ist möglich. Ich werde immer mutiger und genieße es Minute für Minute mehr. Wir albern rum, ich schätze Distanzen zu Menschen und Gebäuden ein und baue die Umgebung in meiner Phantasie nach. Ich gehe ein Stück alleine und plötzlich taucht eine weiße Fläche vor mir auf. Ich will sie greifen, ich will sie sehen, aber sie ist nur so kurz da wie ein Blitz. In den Nuancen der Dunkelheit habe ich die Welt einzig in Grautönen gesehen, aber nun sah ich Weiß: ich habe es fast vermisst, unfassbar.

Die letzte Nacht. Ich bin im Angesicht des morgigen Tags schon ein wenig beklommen. Soll ich vielleicht nicht doch noch weiter machen? Es wird alles schon sehr vertraut. Wir setzen uns bei Freunden zusammen und plaudern. Ich trinke Alkohol und finde es ganz angenehm, mich auch mal richtig entspannen zu können, mich treiben zu lassen. Mit einer Person komme ich ins Plaudern, ein angeregtes Gespräch zu zweit und wir reden darüber, wie sich meine Wahrnehmung verändert hat. Wir werden beide neugierig, wie wohl mein Körpergefühl nach so langer Zeit ohne Lichteinflüsse ist. Wir beschließen zu zweit einen Workshop zur Körperwahrnehmung zu machen und ziehen uns in meine Wohnung zurück. Auf diese sehr intime und intensive Erfahrung möchte ich hier nicht weiter eingehen.

Das Erwachen
Am nächsten Tag wache ich auf. Ich bin wieder alleine und irgendwie richtig froh dem Licht entgegen zu treten, aber auch ein wenig wehmütig. Ich positioniere mich vor der Kamera und setzte den Moment des Auftauchens in Szene und filme mich dabei.

Ich setze die Brille ab, danach auch das Schlauchtuch. Licht, ich sehe Licht. Es blendet mich, es schmerzt, es ist wunderschön. Es ist vertraut und doch wie neu. So entzückt ich darüber bin, langsam wieder normal zu sehen, so schnell wird es auch wieder zum Alltag.

Wahrnehmungsveränderung während des Experiments
In der praktischen Arbeit, in Form einer Video Installation, versuche ich die Prozesse, die ich verspürt und erfahren habe, für andere erlebbar zu machen. Die Veränderungen in der Wahrnehmung sind nicht linear aufgetreten und waren auch zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich ausgeprägt, wie aus dem inneren Monolog zu den 84 Stunden zu entnehmen ist. Der besseren Übersicht wegen, habe ich sie jedoch trotzdem strukturiert.

Selbstwahrnehmung
Durch die visuelle Deprivation hat sich eine ganz andere Selbstwahrnehmung ergeben. Oft hat es sich angefühlt, als würde ich neben mir stehen. Ich hatte einen anderen Bezug zu meinem Körper. Im Verlauf der Dunkelphase habe ich immer mehr Vertrauen zu mir selbst aufgebaut. Anfangs war ich sehr unsicher und verloren und so nahm ich eigentlich immer eine Wand zur Orientierung, tastete mich langsam voran. Gegen Ende des Projekts bin ich schon sehr selbstbewusst durch die neu konstruierte Welt gelaufen. Ich konnte nicht mehr sehen an welchem Ort ich mich befand, aber ich visualisierte, wie ich mich an Orten bewegte. Wenn sich in der Umgebung etwas änderte, habe ich es mit meiner Hand fokussiert und so Stück für Stück die Umgebung über meinen Tastsinn neu zusammen-gebaut. An Orten, die mir vertraut waren, konstruierte mein Gehirn mit der Zeit immer mehr Details, die ich noch aus meiner Erinnerung kannte, nach. Meine imaginierten Visualisierungen waren nicht immer an das Geschehene gebunden. Außerdem wechselte meine Perspektive. Ich habe mich von außen gesehen. Das ständige Gefühl angestarrt zu werden und nicht zu wissen was wirklich um mich passiert, war oft erschreckend. Ich fühlte mich als würde ich vom Subjekt zum Objekt werden, wie in einem Käfig, in dem mich alle anstarren und dem ich nicht entfliehen kann. Oft fühlte ich mich als würde ich neben mir stehen, dabei nahm ich Körper und Geist nicht als Ganzes wahr.

Visuelle Wahrnehmung
Die phänomenale Welt schien nicht länger Abbild der physischen Welt. Mit Voranschreiten des Experiments wurde meine visuelle Vorstellung immer lebhafter. Es fühlte sich für mich an wie in einem Spielfilm, in dem ich die Hauptrolle spiele und mir im Kino ansehe. Ich sah nicht wie gewohnt durch meine Augen, sondern konstruierte ein Bild meiner Umgebung. In meiner visuellen Vorstellung blieb die Welt dunkel, bis schwarz. Ich konnte keine Unterschiede an Oberflächen sehen. Die Objekte trennten sich mit helleren, teilweise bunten, Konturen von einander ab. Auf Grund der visuellen Deprivation nahm ich das Eigengrau und Eigenrauschen der Augen sehr intensiv wahr, weshalb es nie ganz schwarz wurde. Eigengrau und Eigenrauschen entstehen durch unkontrollierte, neuronale Aktivitäten des Sehnervs. Das Rauschen wurde immer detaillierter von mir wahrgenommen und so konnte ich darin eine Imagination meiner Umgebung visualisieren. Es gab aber auch Momente, in denen mein visuelles Zentrum im Hirn Pseudo-halluzinationen generierte. Meine Keyframes waren eine weiße Fläche, die aus dem nichts auftauchte und sofort wieder verschwand, die ich aber nicht fassen oder reproduzieren konnte. Einmal kamen aus dem Nichts Löwenzahnblumen aus dem Boden geschossen und rissen den Asphalt auf. Dies war insofern interessant, weil diese Pseudohalluzination auf die Bewegung meines Kopfs reagierte. Ich sah die Blumen aus dem Boden schießen und bewegte instinktiv den Kopf nach unten, wo ich den Rissen im Asphalt weiter hinterher blicken konnte. All diese Bilder konnte ich nicht steuern. Sie verschwanden so plötzlich, wie sie kamen. Diese Projektionen in meinem Kopf kamen immer mit einer gewissen Gelassenheit einher. Ich konnte sie nicht erzwingen.

Auditive Wahrnehmung
Mein Gehör scannte unermüdlich die Umgebung. Es dauerte eine Weile bis ich verinnerlichte, dass es eigentlich nichts bringt, wenn ich Geräuschen nach schaue. Um mich besser im Raum zu orientieren und nicht immer die Perspektive wechseln zu müssen, habe ich den Kopf immer gerade gehalten, so als würde ich gerade aus schauen. Von mir als Fixpunkt ausgehend, konnte ich meine Umgebung, über das Gehörte, Stück für Stück zusammen bauen und in meine visuelle Vorstellung der Welt übertragen. So bald ich den Winkel von meinem Kopf und somit die Sehrichtung änderte, fing mein Gehirn an die Umgebung erneut zusammen zu bauen. Diese visuelle Vorstellung brauchte ich aber für mich, da ich anders meine Umgebung nicht imaginieren konnte, da mein Gehirn es offenbar so gewohnt ist.
Die örtliche Einordnung von Geräuschen wurde überlebensnotwendig. Da Hören so wichtig für mich war und ich mich ständig darauf konzentrieren und verlassen musste, wurde es teilweise höchst anstrengend. Die Ohren kann man nicht verschliessen oder abwenden, wie man es bei seinem Blick könnte.

Gustatorische und Olfaktorische Wahrnehmung
Geruch und Geschmack sind für mich langsam zu einem sehr sinnlichen Erlebnis geworden. Ein Apfel oder ein Mittagessen haben mir sehr viele Reize geboten. Essen wurde richtig sinnlich, fast erotisch. Mit der Zeit bescherten mir meine Geschmacksnerven, kurze, nicht beeinflussbare Bilder. So konnte ich teilweise für einen Moment Obst, welches ich gegessen habe, sehen.

Vestibulare Wahrnehmung
Da die Sinne alle zusammen spielen, musste ich mich erst an das Fortbewegen im Dunklen gewöhnen. Der BSVOÖ hatte mich im Vorhinein darauf hingewiesen, aber wirklich verinnerlicht, habe ich es erst durch das Experiment. Meine vestibulare Wahrnehmung, also mein Gleichgewichtssinn, war am Anfang stark gestört. Ich torkelte teilweise wie in einem betrunkenen Zustand. Ich wurde mit der Zeit immer sicherer und mein Gleichgewichtsinn konnte sich an die gegebene Umstände anpassen.

Somatosensensorische Wahrnehmung
Durch das viele Tasten habe ich schnell gelernt, mich auf meine Hände zu verlassen.
Meine Hände wurden zu meinen Augen. Obwohl ich mich oft so fühlte, als ob ich neben mir stünde, war meine Wahrnehmung über den Tastsinn stark angekurbelt.
Einen Menschen zu spüren oder einfach eine Tischplatte zu ertasten, wurde so zu einem sehr sinnlichen Erlebnis. Visuelle Deprivation oder auch das sogenannte blindfolding wird ebenso bei verschiedenen Sexualpraktiken, zum Beispiel BDSM (Bondage & Discipline, Dominance and Submission, Sadism and Masochism), zur Steigerung der sinnlichen Wahrnehmung eingesetzt. Das Ertastete übernahm ich auch mit in meine visuelle Vorstellung.
Erkenntnisgewinn
Für mich als Designer war es eine sehr lehrreiche Erfahrung, mich über eine so lange Zeit einer visuellen Deprivation auszusetzen.
Meine visuelle Vorstellungskraft hat meinem Empfinden nach zugenommen und es fällt mir leichter, mich bildhaften Vorstellungen hinzugeben. Tagträume sind seither viel intensiver und detaillierter geworden. Somit kann ich, aus meiner Erfahrung heraus, visuelle Deprivation als Kreativitätstechnik empfehlen. Auch ist mir viel bewusster geworden wie wichtig es ist und wie einfach es sein kann, blinden Menschen durch Design ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Die Haptik von Produkten ist mir seit dieser Erfahrung sehr viel wichtiger. Diese nehmen wir als Sehende meist nur unterbewusst wahr, sie trägt aber einiges dazu bei, wie wir eine Verpackung oder Ähnliches wahrnehmen. Bei Geld und Geldautomaten, zum Beispiel, habe ich mir schwer getan auf meine verbleibenden Sinne zu vertrauen, aber durch Training ist es rasch möglich sich zurecht zu finden.
Dadurch, dass ich mich voll der auditiven Wahrnehmung hingeben konnte, ist mir viel klarer geworden, wie Klanglandschaften uns beeinflussen können. Sounddesign ist hier ein sehr effektives Instrument, um Szenen oder Produkten die richtige Stimmung zu verleihen. Bei Verkehrsampeln wurde ich über Klänge sicher über die Straße geleitet. Ich würde mir auch nach diesem Experiment niemals anmaßen zu wissen, wie sich blinde oder sehbehinderte Menschen fühlen, oder die Welt wahrnehmen. Mir war bewusst, dass ich jeder Zeit das Experiment abbrechen könnte und will meine Erfahrungen nicht überbewerten. Trotzdem habe ich viele Erfahrungen verinnerlicht. Für barrierefreies Design, wie es etwa bei Geldautomaten oder Leitsystemen notwendig ist, finde ich es sehr bereichernd ein Selbstexperiment wie dieses zu machen. Es war vor allem ein soziales Experiment. Diese Hilflosigkeit hat mir vieles im Umgang mit Menschen aufgezeigt, aber primär in Bezug auf mein Verhalten gegenüber Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, zu denken gegeben und mich sensibilisiert sowie bereichert. Ein Gegenübertreten, wo nicht nach visuellen Kriterien, sondern nur über das Gespräch geurteilt wird, ermöglicht eine weniger voreingenommene Wahrnehmung der Komplexizität eines Menschen. Man beurteilt Worte und Taten aber auch Gefühle weniger oberflächlich und dringt tiefer in des Pudels Kern vor.

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